Im heutigen Blogeintrag möchte ich meine persönliche Lieblingsmethode im Coaching vorstellen: Die logischen Ebenen, entwickelt von Robert Dilts, einem NLP-ler der ersten Stunde. Der Grundgedanke der Methode lässt sich sehr gut mit einem Zitat von Albert Einstein illustrieren:
„Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind.“
Oder anders: Begegnen wir Herausforderungen immer auf die gleiche Weise, werden wir sie womöglich nicht bewältigen können. Um neue Lösungsstrategien zu entdecken, müssen wir manchmal einen Schritt zurücktreten. Doch wie sieht dieses Zurücktreten eigentlich aus? In seinem Modell unterscheidet Dilts die sechs Logischen Ebenen:
1. Die Umgebung
z.B. soziales Umfeld, Arbeitsumfeld, Wohnraum, Gegenstände
2. Das Verhalten
z.B. Gewohnheiten, Körpersprache, Sprachstil, Aufmerksamkeitsfokus
3. Die Fähigkeiten
z.B. Lern- und Entscheidungsstrategien, Fähigkeit zur schnellen Veränderung des Verhaltens
4. Die Werte und Glaubenssätze
grundlegende Motivatoren und Demotivatoren
5. Die Identität
Selbstwahrnehmung, Selbstbild, intrinsisch motivierte Ziele
6. Die eigene Aufgabe
Vision: Was möchten Sie in der Welt verändern?
Um eine Herausforderung zu bewältigen, sehen wir sie uns auf allen Ebenen an, und lösen sie genau dort, wo es „klemmt“. Drei kurze Beispiele:
- Einem Klienten fällt es schwer, in geselliger Runde andere Menschen anzusprechen und so mit ihnen in Kontakt zu treten (d.h. ein spezielles Verhalten auszuführen). Was könnte ihn unterstützen? Unser Ansatz: Ein lösungsorientiertes Verhaltenstraining, bei dem Fähigkeiten in geschütztem Rahmen entwickelt werden und ihre Aktivierung trainiert wird.
- Ein Schüler tut sich schwer dabei, für schwierige Fächer zu lernen. Er klagt über immer wieder auftauchende Blackouts, Müdigkeit und Konzentrationsschwäche, in den wichtigen Momenten fehlen ihm wertvolle Fähigkeiten. Es liegt nahe, nicht unbedingt nur nach Lernstrategien zu fragen, sondern auch nach einschränkenden Denkweisen (Glaubenssätzen) oder der Motivation (Werten).
- Ein Student hadert mit sich, ob er einen bestimmten Nebenjob annehmen sollte. Er weiß, welche Konsequenzen für ihn bei Annahme und bei Ablehnung entstehen. Nimmt er den Job zum Beispiel an, könnte er über längere Zeit gebunden sein, aber dafür neue Berufserfahrungen machen und mehr verdienen. Lehnt er ihn ab, hat er womöglich mehr Zeit für seinen Sport und seine Beziehung und kann sein Studium schneller beenden. Listen wir diese Konsequenzen auf, kristallisiert sich ein Wertekonflikt heraus. Als Coaches unterstützen wir ihn bei der Entscheidung, indem wir ihn in Kontakt zu seinem Identitätsgefühl bringen, und gemeinsam erarbeiten, welche Entscheidung seinen Zielen und Träumen und seinen tiefsten persönlichen Werten am ehesten entspricht. Hier kann es auch hilfreich sein, über die Lebens-Vision des Studenten zu sprechen und dann damit die Entscheidung auf ganz neuer Grundlage zu treffen.
Für den Coach besteht in der Arbeit mit den logischen Ebenen vor allem die Aufgabe, auf die Zwischentöne zu hören und die Ebene, in denen der Konflikt auftritt, zu erkennen. Durch geschickte Fragen und kleine Coaching-Interventionen dazwischen wird der Klient auf dem Weg zu seiner ganz persönlichen Lösung begleitet. Was mich als Coach hier immer wieder begeistert: Es ist eigentlich nie vorhersehbar, was genau während der Arbeit herauskommt, und nicht selten stehen wir am Ende vor einem Thema, bei dem wir nie gedacht hätten, dass es eine Rolle spielt. Doch genau das macht es so spannend.
Das ganze Verfahren dauert in der Regel 1-2 Stunden, und bringt in jedem Fall eine sehr viel konkretere Vorstellung davon, was der Klient erreichen möchte und wie seine aktuelle Situation mit seinem Ziel in Beziehung steht.
Philosophie und Historie:
Der Grundgedanke hinter der Methode geht auf die Zeit vom Anfang des 20. Jahrhunderts zurück. Tatsächlich wurde der erste Grundstein mit Bertrand Russel gelegt, der auf ein Phänomen der Logik stieß, das als die Russel’sche Antinomie bekannt wurde – die berühmte Geschichte vom Barbier von Sevilla (gut erklärt hier). Die Lösung von Russel bestand in der Theorie der Logischen Typen (erklärt hier).
Von Gregory Bateson, einem Kybernetiker, der in mehreren Disziplinen der Biologie, der Sozialwissenschaften und der Philosophie tätig war, stammte dann der Ansatz, die Logische Typentheorie auf das Lernen von Menschen und Gesellschaften anzuwenden, es war die Geburtsstunde der Ebenen des Lernens (ausführlich erklärt hier). Robert Dilts als Schüler von Bateson entwickelte daraus dann die praktische Coachingmethode, die es heute jedem Interessierten ermöglicht, die eigenen Herausforderungen auf wirklich umfassende Weise zu verstehen und zu lösen.
1 Kommentar.
Vielen Dank für den interessanten Blogbeitrag zu den Logischen Ebenen, habe ihn gleich mal zu einem Artikel von mir über Werte(konflikte) und Persönlichkeitsentwicklung verlinkt. Es stimmt: es ist schön, Menschen auf dem Weg zu persönlichen Lösungen zu begleiten und selbstwirksamer zu machen. Weiterhin viel Spaß und Erfolg dabei!